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Das Thema Künstliche Intelligenz lässt aktuell kaum einen Unternehmensbereich kalt; das gilt auch für die Personalentwicklung. Immer mehr Tools werden uns von großen, aber auch kleinen Tech-Unternehmen vorgestellt und zwingen uns zu der Frage: “Was bedeutet das für meinen Unternehmensbereich?” Fragen, die auch den Bereich der digitalen Weiterbildung noch voraussichtlich lange begleiten werden.

AI verändert digitales Lernen im Unternehmen

Nicht erst seit gestern nimmt KI Einfluss auf die Lernmöglichkeiten und den Content innerhalb des Unternehmens. Schon seit Jahren treibt das Thema die Personal- und Fachabteilungen um, z. B. mit dem Thema Adaptive Learning, einer Lernmethode, die sich mithilfe von künstlicher Intelligenz an die individuellen Bedürfnisse und Lernfortschritte der Lernenden anpasst. Während die ganz großen Unternehmen das Budget und die Kapazitäten haben, um bereits mit Adaptive Learning-Formaten zu experimentieren und erfolgreiche Lernkampagnen auszurollen, haben die meisten mittelständischen und kleineren Unternehmen nicht die Möglichkeiten, umfassende Erfahrungen mit KI-basiertem digitalen Lernen sammeln zu können. Doch langsam kommt eine Flut von Tools, die den Content und seine Erstellung revolutionieren: Die Game-Changer für das Corporate Learning?

Synthesia: Elemente aus dem klassischen Nachrichten-Format

KI-Videogenerierung-Tools wie Synthesia werden gerade als Lösung vieler Herausforderung der Personalentwicklung und des digitalen Trainings gesehen. Gerade im Bereich der Content-Entwicklung und Lokalisierung bieten derartige Tools eine skalierbare Möglichkeit, viel Content möglichst vielen Personen zugänglich zu machen. 

Das Setting im AI-basierten Trainingsformat kommt einem bekannt vor: Im Stil von Nachrichtensprecher:innen spricht ein Avatar, der wie eine echte Person aussieht oder auf einer echten Person basiert, direkt zu den Anwendenden und erläutert das Thema, welches das Unternehmen an die Mitarbeitenden vermitteln möchte. Der Clou: Der Text, den der Avatar spricht, wird nicht in Wirklichkeit von der Person gesprochen. Stattdessen spricht der Avatar einen beliebig aufgeschriebenen Text, den z. B. die Fachabteilung des Unternehmens für die Schulung vorbereitet hat – und das mit ziemlich realistischen Mimiken und Lippenbewegungen. Mit etwas Aufwand und einem eigenen Studio lassen sich sogar eigene Avatare erstellen, die auf echten Personen aus Ihrem Unternehmen basieren. 

So werden Kosten im Bereich der professionellen Video- und Tonaufnahme der sprechenden Person vor dem Greenscreen gespart, die bei der Produktion zu jedem Thema aufs Neue anfallen müssten. Hinzu kommt, dass Sie den Avatar in unterschiedlichen Sprachen sprechen lassen können, wodurch international agierende Unternehmen ihre gesamte Zielgruppe in der jeweiligen Muttersprache erreichen können. Ein effektiver Weg, der dem allseits bekannten Ziel des HR Developments zuspielt: möglichst viele Mitarbeitende erreichen. 

Das Format selbst ist keine Revolution und seit Jahrzehnten aus dem privaten Umfeld bekannt, doch der Weg zur einsatzfertigen Produktion in der Personalentwicklung wird durch KI-Tools signifikant verändert. Ein Grund, sich das Erfolgsgeheimnis von Nachrichtensendungen anzuschauen. Warum funktioniert dieses alte Rezept noch heute?

Nachrichten-Formate in jahrzehntelanger Dauerschleife - was ist das Erfolgsgeheimnis?

Führen wir uns zunächst vor Augen, was bei den Nachrichten passiert: Nachrichtensprecher:innen und präsentieren den Zuschauern tagesaktuelle Nachrichten. Es beginnt oft mit einer kurzen Zusammenfassung der wichtigsten Nachrichten des Tages, gefolgt von ausführlicheren Berichten zu aktuellen Ereignissen, gelegentlich auch Interviews mit Experten oder Augenzeugen. Wetter- und Sportnachrichten sind ebenfalls fester Bestandteil des Formats. Gegen Ende gibt es oft noch kurze Meldungen zu ungewöhnlichen Ereignissen oder kuriosen Geschichten. Doch was steckt hinter dem Erfolgsgeheimnis dieses Formates?

Intrinsische Motivation beim Konsum

Ein wichtiger Aspekt ist die Tagesaktualität und die intrinsische Motivation der Konsumierenden, sich über Ereignisse auf der Welt zu informieren. Hier gibt es keine Pflicht, sich die Nachrichten ansehen zu müssen, ganz im Gegenteil zu vielen Unternehmensschulungen, die je nach Thema gesetzlich oder seitens des Unternehmens verlangt werden.

Vielfältige Perspektiven durch mehrere Formate

Außerdem nehmen Nachrichtensprecher:innen nur einen Bruchteil der Sendung und des gesamten Informierungsprozesses ein. Ein größerer Teil wird gebildet vom Videomaterial, das Orte und Menschen zeigt, Äußerungen von Betroffenen und Beteiligten in Interviewformaten präsentiert oder beispielsweise Personen des öffentlichen Lebens zeigt, die per se ein erhöhtes Interesse beim Publikum wecken. 

Durch das unterschiedliche Bild- und Videomaterial, die Vielfalt an Formaten wie Interviews, Dialogen und Kommentaren von Reporter:innen, wird den Nachrichten mehr Greifbarkeit, Abwechslung und Emotionalität verliehen. Es werden sowohl inhaltliche als auch visuelle Perspektiven einbezogen und das Potenzial digitaler Medien vollumfänglich genutzt – ein Schlüssel bei der Vermittlung von Informationen und der Schaffung von Awareness in unserer Zeit. 

Was bedeutet das für die Produktion von Lerninhalten?

Abgesehen davon, dass in Nachrichten die meisten Themen in der kürze der Zeit nur an der Oberfläche behandelt werden können, müssen Formate mit einem didaktischen Anspruch und der Absicht zur umfassenden Sensibilisierung die Lernenden viel stärker einbeziehen. Sollen die Sales-Schulung, das Compliance-Training oder die Sensibilisierung zum Thema Cyber Security wirklich erfolgreich sein, müssen sie auf die Bedürfnisse der Lernenden eingehen und das Wissen viel tiefer inszenieren als es über das reine Sprechen eines Avatars zu den Lernenden hin. Dazu gehört es auch, interaktive Elemente einzubringen und spannende Geschichten zu erzählen, die gewöhnlich nicht nur über das Ohr, sondern auch durch das Auge aufgenommen werden möchten. 

Und je mehr Lerninhalte das Unternehmen den Mitarbeitenden bietet, desto stärker wird der Drang der Lernenden nach Abwechslung. Andernfalls wirken Schulungen nicht motivierend und aktivierend, sondern eher uninspiriert und ermüdend.

Fazit: Es gibt einige neue, hilfreiche Werkzeuge. Das Handwerk übernehmen jedoch weiterhin Content-Profis.

Kreativität und digitales Handwerk der Content Entwicklung bleiben weiterhin ein wichtiger Bestandteil digitaler Lernformate mit Wow-Effekt. Während neue Tools wie Synthesia Skalierbarkeit und Produktionsgeschwindigkeit auf ein neues Niveau heben können, müssen Digital Learning Entwickler:innen weiterhin die Lernenden und ihre Bedürfnisse im Blick behalten. Was auf den ersten Blick als Game Changer erscheint, kann in unreflektierter Euphorie zu einem Motivations-Killer bei der Belegschaft werden. 

Denn die Kunst, fesselnden Lern-Content zu produzieren, bleibt weiterhin eine Fertigkeit, die ohne die menschliche Empathiefähigkeit nicht möglich ist.

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Uwe Röniger
CEO mybreev