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E-Learning ist nicht gleich E-Learning. Inhalt ist nicht gleich Inhalt. Daher liegt es auf der Hand, dass jedes Thema eine bestimmte Art und Weise der Präsentation benötigt, um richtig zur Geltung zu kommen und die Lernenden zu erreichen. Digitale Lernmedien sind ein fester Bestandteil des Corporate Learnings und sollten dementsprechend gut behandelt werden.

Die Frage ist nun: Auf welche Weise erreiche ich die Lernenden so, dass ihre Eigenmotivation angesprochen wird und sie gerne und erfolgreich digital lernen? Es gibt unterschiedliche Ansätze, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Storytelling und straight forward facts.

Storytelling-basierte Ansätze verwenden eine narrative Struktur, um Informationen zu vermitteln. Diese Art des E-Learnings konzentriert sich auf die Verwendung von Geschichten, Szenarien und Fallstudien, um eine emotionale Verbindung zu den Lernenden herzustellen und das Lernen zu erleichtern.

Eine straight forward facts-Darstellung hingegen konzentriert sich auf die Darstellung von Informationen und Daten auf eine klare und prägnante Weise, ohne die Verwendung von Geschichten oder narrativen Elementen.

Luisa Wiesemeyer, Redakteurin bei mybreev und mit der Erstellung der E-Learning-Inhalte aus unterschiedlichsten Themenbereichen betraut, teilt im Interview ihre Einschätzung zur Gretchenfrage.

Luisa, gibt es Deiner Erfahrung nach Themen, die sich besonders gut für die Vermittlung mit Storytelling eignen? Und wo bevorzugst Du den straight forward-Ansatz?

Luisa Wiesemeyer: Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage, da die Entscheidung von verschiedenen Faktoren abhängt, beispielsweise der Zielgruppe des E-Learnings, der Lernziele, der Art des zu vermittelnden Wissens usw.

Beispiele für Themen, die sich für die Storytelling-Technik eignen, sind meiner Erfahrung nach komplexe und abstrakte Konzepte, die verständlich aufbereitet werden sollen, Soft Skills oder gesellschaftliche Themen. Auch die Förderung von Fähigkeiten wie kritischem Denken und Problemlösung können gut mit Storytelling vermittelt werden.

Straight forward facts bevorzuge ich für Informationen wie Fakten, Zahlen und Daten, wenn eine klare, sachliche Darstellung gewünscht ist. Diese Art der Präsentation eignet sich besonders für technische oder wissenschaftliche Themen, bei denen es darum geht, komplexe Informationen auf verständliche Weise zu vermitteln.

Gibt es für Dich thematische Grenzen?

Luisa Wiesemeyer: Eine spezifische thematische Grenze für die Anwendung von Storytelling- oder straight forward facts gibt es meiner Meinung nach nicht. Hier kommt es auf die Betrachtung des Einzelfalls an.

In einigen Fällen kann es jedoch schwierig sein, die eine oder andere Technik anzuwenden. Beispielsweise kann es für medizinische oder rechtliche Themen schwierig sein, eine Storyline zu entwickeln, da diese Themen oft sehr sachlich und komplex sind. Zudem ist es für diese Themen häufig erforderlich, Fakten und Informationen genau und präzise zu vermitteln, sodass eine Erzählung oder ein Handlungsstrang überflüssig sind und Lernende nur von den eigentlichen Sachverhalten ablenken würde. Darüber hinaus können medizinische oder rechtliche Themen auch sehr sensibel sein und es kann schwierig sein, eine Geschichte zu entwickeln, die angemessen und respektvoll ist und alle Menschen gleichermaßen inkludiert. Meiner Erfahrung nach sollten medizinische, rechtliche, technische oder naturwissenschaftliche Fakten daher eher sachlich dargestellt werden. Indem ich bei der Entwicklung solcher sachlichen Themen zwei oder drei anwendungsspezifische Fallbeispiele einsetze, kann trotzdem ein Praxisbezug hergestellt werden.

Wie entscheidest Du, welcher Ansatz der richtige für das geplante E-Learning ist?

Luisa Wiesemeyer: Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben den bereits oben genannten Punkten Zielgruppe, Lernziele und Art des zu vermittelnden Wissens, müssen auch die Verfügbarkeit von Ressourcen usw. und bei Studio-Produktionen kundenspezifische Anforderungen beachtet werden. Diese Faktoren sollten auf jeden Fall immer im Zusammenspiel betrachtet werden.

Kannst Du näher auf die Bereiche Zielgruppe und Lernziele eingehen?

Luisa Wiesemeyer: Das mache ich gerne. Starten wir mit der Zielgruppe. Nehmen wir beispielsweise an, die Zielgruppe besteht aus Kindern. Dann kann eine spielerische Darstellung oder eine Animation als Vorgehensweise gewählt werden, um ihre Aufmerksamkeit zu erhöhen und das Lernen unterhaltsamer zu gestalten. Wenn die Zielgruppe z. B. aus erfahrenen Fachleuten einer bestimmten Abteilung besteht, eignet sich meiner Meinung nach eine sachliche Darstellung mit Case Studies oder realen Anwendungsbeispielen besser als Vorgehensweise, um ihre beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern und sie auf die Anforderungen ihres Berufs vorzubereiten. Für berufliche Einsteiger und Neulinge auf einem bestimmten Wissensgebiet eignen sich meiner Meinung nach, abwechslungsreiche Quiz-Fragen und Interaktionen als Vorgehensweise, um das Verständnis und die Identifizierung mit einem Thema aufzubauen und zu verbessern.

Kommen wir zum Faktor Lernziele. Wenn das Ziel darin besteht, bestimmte Fakten oder Prozesse zu vermitteln, ist eine sachliche Darstellung mit Infografiken oder Schaubildern besser geeignet als eine Geschichte. In so einem Fall Geschichten zu erzählen, würde die Aufmerksamkeit der Lernenden so sehr beanspruchen, dass sie die eigentlichen und wirklich wichtigen Fakten weniger wahrnehmen.

Wenn jedoch Soft Skills wie Teamarbeit oder Kommunikation vermittelt werden sollen, kann die Verwendung von Storytelling-Techniken effektiver sein, da sie den Lernenden ermöglichen, sich mit der Thematik auf einer emotionalen Ebene auseinanderzusetzen. Durch die Verwendung von Geschichten, Charakteren und Handlungssträngen können Lernende sich besser in bestimmte Situationen hineinversetzen und lernen, wie sie in ähnlichen Situationen effektiv handeln können. Es können zudem wichtige Themen wie Empathie, Perspektivübernahme/-wechsel und zwischenmenschliche Beziehungen angesprochen werden, die für Soft Skills besonders relevant sind. Durch die Verwendung von Storytelling können die Lernenden auch motivierter und engagierter sein, da sie sich stärker mit den Inhalten identifizieren und das Gelernte besser behalten können.

Es kommt also immer auf den Typus des zu vermittelnden Wissens an?

Luisa Wiesemeyer: Ja, genau. Wenn das Wissen abstrakt oder komplex ist, wie beispielsweise bei der Vermittlung von psychologischen oder wissenschaftlichen Konzepten, kann Storytelling helfen, die Informationen zugänglicher und verständlicher zu machen und das Bewusstsein für das entsprechende Thema zu fördern.

Wenn es jedoch um praktische und prozessorientierte Fähigkeiten, wie das Bedienen einer bestimmten Produktionsmaschine, die Umsetzung eines abteilungsspezifischen Prozesses oder um medizinische oder rechtliche Themen geht, ist eine sachliche Darstellung, eventuell mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, besser geeignet. Bei solchen zu vermittelnden Inhalten arbeiten wir bei mybreev mit Schaubildern und Grafiken, um die Inhalte visuell darzustellen und verständlich zu machen.

In jedem Fall ist eine sorgfältige Analyse der Zielgruppe und der Lernziele entscheidend, um die passende Vorgehensweise auszuwählen.

Welche zusätzlichen Faktoren beeinflussen die Entscheidung für Variante A oder B?

Luisa Wiesemeyer: Für unsere Library-Produktion gehören zu den Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen können, die Zielgruppe, die Lernziele, das Thema und die verfügbaren Ressourcen, also Zeit und Geld (Budget).

Bei Projekten, die wir im Auftrag von Kunden bearbeiten, ist zudem die Entscheidung vom bevorzugten Medium des Unternehmens (z. B. Video basierte Module, interaktive Module, Simulationen) abhängig. Zudem können auch die Werte des jeweiligen Unternehmens eine Rolle spielen.

Wird Kundenfeedback zu E-Learnings in die Planung für kommende Umsetzungen einbezogen?

Luisa Wiesemeyer: Ja, Kundenfeedback ist ein wichtiger Bestandteil für die Planung von weiteren E-Learning-Module. Es kann helfen, Verbesserungen vorzunehmen und die Zufriedenheit der Lernenden zu erhöhen. Eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung unserer E-Learning-Module ist ein wichtiger Bestandteil des gesamten Prozesses.

Inwieweit fließen wissenschaftliche Theorien in die Entscheidung für eine bestimmte Erzählart ein?

Luisa Wiesemeyer: Wissenschaft und Theorien können eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für eine bestimmte Erzählart spielen, da sie Erkenntnisse darüber bieten können, wie Menschen am besten lernen und welche Ansätze am effektivsten sind. Mit meiner Team-Kollegin Laura Lis, die vor kurzem ihren Master in Educational Media erfolgreich abgeschlossen hat, stehe ich bei jeder Neuproduktion im engen Austausch, um ihre wissenschaftliche Expertise frühestmöglich in das Projekt miteinzubringen. 

Liebe Luisa, wir danken Dir für die ausführlichen und detaillierten Einblicke in die Welt der digitalen Lernmittel-Produktion.

Der Einzelfall entscheidet

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz von Geschichten im E-Learning ein effektiver Weg sein kann, um die Lernenden einzubinden und das Material einprägsamer zu machen. Durch die Präsentation von Informationen in einem narrativen Format können die Lernenden auf einer persönlichen Ebene mit dem Material in Verbindung treten, was es wahrscheinlicher macht, dass sie die Informationen behalten und in der Lage sind, sie in realen Situationen anzuwenden.

Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass nicht alle E-Learning-Inhalte in einem erzählenden Format präsentiert werden müssen. In manchen Fällen sind nüchterne Fakten und Informationen besser geeignet, insbesondere bei Themen, die sehr technisch sind oder einen eher analytischen Ansatz erfordern. Letztendlich kommt es darauf an, die Bedürfnisse der Lernenden zu verstehen und das beste Format für den Inhalt zu wählen, den die Auftraggebenden präsentieren möchten. Unabhängig davon, ob die Entscheidung pro Geschichtenerzählen oder einen eher geradlinigen Ansatz getroffen wird, ist das Wichtigste, dass Ihre E-Learning-Inhalte klar und prägnant sind und den Lernenden effektiv helfen, ihre Ziele zu erreichen. Wir bei mybreev sind hier Ihre erfahrenen und kompetenten Ansprechpartner.

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Uwe Röniger
CEO mybreev