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Im Interview mit dem Corporate Learning Experten Alexander Iliasa widmen wir uns den Fragen:

  • Was genau ist New Corporate Learning?
  • Was ist der Unterschied zwischen klassischem Lernen in Schulen oder Universitäten und Corporate Learning?
  • Softwaretrends: Was ist wirklich „New“? Was ist gar nicht so „New“, aber findet vielleicht erst jetzt immer mehr Einzug in das Lernen im Unternehmen?
  • Was sind die größten Tooltrends 2023?
  • Werden die Budgets für Corporate Learning steigen? Wo werden sie in Zukunft hinfließen? 
  • Welche Schwerpunkte und -themen können wir für 2023 erwarten?

Herr Iliasa, was genau ist New Corporate Learning?

Alexander Iliasa: New (Corporate) Learning ist vorweg aufgrund des Begriffs „Neu“ ein stets fluider und individueller Begriff bzw. eine Momentaufnahme aus Sicht des Betrachters. Ähnlich verhält es sich mit seinem begrifflichen Ursprung „New Work“. Dieser beinhaltete beispielsweise noch vor wenigen Jahren gar nicht die Themen Remote Work, Homeoffice oder Hybrid Work.

Daher lassen Sie uns lieber durchleuchten, was genau New Learning im Jahre 2023 für ein in L&D (Learning & Development) modern aufgestelltes Unternehmen bedeuten kann.

Meinen Beobachtungen nach umfasst New Learning mittlerweile folgende vier Kernelemente:

  • Organisatorische Gewährleistung der Orts- und Zeitunabhängigkeit auf der Zugangsebene
  • Lernbasierte Unterstützung des Karrieresplits in „Führungskraft“ & „Fachexperte“ auf der Pfadebene
  • Steuerungsbasierter Systemwechsel vom modularen Zertifikatemanagement hin zum granularen Skill Management auf der Zuweisungsebene
  • Demokratische Neuausrichtung der Kurskuration und -gestaltung auf der Autorenebene

Was ist der Unterschied zwischen klassischem Lernen in Schulen oder Universitäten und Corporate Learning?

Alexander Iliasa: Da es für beide Seiten dieser Frage eine breit gestreute Variation an guten sowie schlechten Beispielen der Lehr- und Lernqualität gibt, sollten wir uns zwecks Vereinfachung auf die idealen Varianten beider Lernarten konzentrieren.

Dann fällt hier zunächst die Herausforderung auf, dass eine Schulklasse viel homogener ist als eine Teilnehmergruppe im unternehmerischen Alltag. Im Kursalltag treffen hier ein 16-jähriger Azubi und eine 65-jährige Geschäftsführerin aufeinander. Dies gilt es u.a. im fachlichen Kursaufbau und im Rahmen der Interaktivitätsmöglichkeiten zu berücksichtigen.

Dazu kommen im Corporate Learning der erhöhte zeitliche Druck, die oftmals noch „trockeneren“ Lernthemen und die rapide fallende Halbwertzeit von Wissen in einem hochkompetitiven Wettbewerbsumfeld.


Softwaretrends: Was ist wirklich „New“? Was ist gar nicht so „New“, aber findet vielleicht erst jetzt immer mehr Einzug in das Lernen im Unternehmen?

Alexander Iliasa: In Deutschland befassen sich circa 90% aller mich erreichenden Unternehmensanfragen erstmalig mit den Themen Lernplattformen & E-Learning, was natürlich nicht heißen soll, dass 90% der Firmen hier noch nicht aktiv sind.

Es heißt aber, dass der L&D-Reifegrad deutscher Unternehmen denen anderer europäischer Unternehmen hinterherhinkt. Dies schließt auch die Nutzung von Cloudprodukten ein, auch wenn hier die Pandemie als ein Turbo wirkte.

Für die bereits erfahrenen Nutzenden von digitalen Lernplattformen und Content-Formaten findet jetzt vermehrt Social Learning Einzug in die Unternehmen. Hier steht einerseits die technische Verzahnung des Lernens in den digitalen Arbeitsplatz wie Intranet, Kooperationsplattform & Co. im Vordergrund („Learning in the Flow of Work“). Andererseits geht es hier inhaltlich um die Einbindung von Likes, Kommentarfunktion, Teilen, Empfehlungen und interessanten Lernmedien (z.B. Artikel, Videos, TED-Talks etc.).

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Tooltrends 2023?

Alexander Iliasa: Hier stellen sich immer mehr Anbieter der im Detail sehr großen Herausforderung, die beiden Anforderungen von New Learning hinsichtlich granularem Skill Management und demokratischer Kurskreation zu erfüllen.

Hier bedarf es Antworten auf die Fragen:

  • Wie bezeichnen wir die Skills?
  • Welche Skillprofile ergeben sich für die zahlreichen Jobtitel?
  • Wer kümmert sich um die Eingangsbewertung der Skills von Mitarbeitenden?
  • Wie stelle ich meiner Organisation ein breites Spektrum an Inhalten zur Kuration zur Verfügung?
  • Wie leicht muss für L&D-fremde Fachexperten die Kursgestaltung in der Praxis sein?
  • Wer sorgt dann bei der Schar an neuen Kursen für deren Qualitätskontrolle und Aktualisierungen?

Sie waren in über 30 Unternehmen tätig. Mit dieser Erfahrung, was glauben Sie: Werden die Budgets für Corporate Learning steigen? Wo werden sie in Zukunft hinfließen?

Alexander Iliasa: Zu Beginn meiner Karriere erlebte ich im Retail einwöchiges Onboarding in der Theorie (bevor es überhaupt auf die Fläche ging), bezahlte Trips für kreative Blaupausen, Brainstormings & Co. sowie einbestellte Customer Service-Gurus für Tagestrainings.

20 Jahre später ist der Wettbewerb in dieser Branche enorm gestiegen und die Margen viel empfindlicher geworden. Trotzdem braucht es mehr denn je systematisches Onboarding und nachhaltige Personalentwicklung!

Die Branche, die Marge und die Marktposition gibt dabei aber manchmal vor, wie effizient bzw. digital dieses eingesetzt werden muss. Somit sehe ich klar, dass Budgets vermehrt in #digitalfirst hineinfließen. Wer es sich dann leisten kann, ergänzt das Lernprogramm dann punktuell um analoge und synchrone Aktivitäten, wie Coachings & Seminare.

Hierbei bedingen sich System & Content gegenseitig und die Frage nach „Make or buy?“ muss wie immer individuell beantwortet werden. Aus der Makroperspektive führt aber die stetige Erweiterung des Angebots an breit gestreuten Lernplattformen und -inhalten dazu, dass es immer öfter Sinn ergibt, das passende fertig einzukaufen.

Welche Schwerpunkte und -themen können wir für 2023 erwarten?

Alexander Iliasa: Der Trend an „weichen“ Trainingsthemen wird auch im Jahr 2023 anhalten. Themen wie Inklusion, Diversität, Nachhaltigkeit oder Resilienz werden Stück für Stück ihren Weg in immer mehr Kurskataloge finden.

Neu hinzukommend sehe ich hier auch den unternehmerischen Bedarf an politisch geprägter Aufklärung über die verankerte Demokratie, verlässliche Bündnisse und freie Märkte.

Auf Seiten der Hard Skills werden KI und Machine Learning ihren Durchbruch erzielen. Hier sind Contentanbieter wie mybreev besonders gefragt, diese Hyperthemen auf verschiedene Komplexitätsstufen und Anwendungsbereiche herunterzubrechen. Ein #onesizefitsall ist hier nicht zielführend.

Noch spannender finde ich persönlich die Entwicklung der Content-Formate bzw. Distributionsmedien. Wann dürfen die gewerblichen Mitarbeitenden endlich beim E-Learning mitmachen?

Wer wagt den Schritt, dem deutschen Industrierückgrat die nötige Hard- und Software mit in die Hand zu geben?

Dies wäre dann auch endlich der Startschuss für die tatsächliche Etablierung von Mobile Learning im Unternehmensbereich und damit einhergehend eine sehr interessante Erweiterung unserer Spielwiese.

Alexander Iliasa ist als Produktspezialist für den innovativen LXP-Anbieter (Learning Experience-Plattform) eloomi aus Kopenhagen tätig. Er berät und begleitet kleine bis mittelständische Unternehmen bei der Lösung ihrer L&D-Herausforderungen und der Schulung von internen Mitarbeitenden und/oder externen Partnern & Kunden. Im Jahr 2020 startete Iliasa den New Learning Blog.

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Uwe Röniger
CEO mybreev